Aktuelles

Am 18.05.2025 hat der 3. Welt-Gartentherapie-Tag stattgefunden.

Aktivitäten und Events wurden angeboten. Sehen Sie hier eine Rückschau.

 

Schloss Dennenlohe

Netzwerktreffen im Schlosspark Dennenlohe in Mittelfranken am So. 18. Mai 2025

Text+ Bilder Anne Hahnenstein

Wirkstoff Garten

Kaum jemand kennt den Welttag der Gartentherapie. Aber viele, die mit Freude gärtnern, kennen die Wohltat dieser Beschäftigung für Geist und Seele. Das dies auch therapeutisch wirksam ist, erfuhren die Besucher im Privatgarten des Süsskindschen Schloßparks, der weit über Bayern hinaus bekannt ist.

Selbst zertifizierte Gartentherapeutin Freifrau Sabine von Süsskind bot zum Welttag der Gartentherapie sechs Kolleg*innen ihre Schlossterrasse für ein Treffen mit Vorträgen und, Publikums-Aktionen an. Die Zeit von 11.00 bis 17.00 Uhr nutzte die Gruppe, um gezielt oder zufällig interessierte Besucher mit der Gartentherapie im Kontakt zu bringen.

Sinnlich Rituale und Erinnerungsarbeit

Den Auftakt machte Gärtner und Florist Rainer Engler, Pflanzenpsychologe und Mentor von der Blumenschule Schongau. Er sprach von Ritualen, die im Garten oder in der Natur vollzogen werden. Sie begleiten seelische Gesundungsprozesse, in dem sie helfen los zu lassen, um Abschied zu nehmen, Hoffnung zu schöpfen, Aufzublühen, Wiederzukehren oder sich mit einer Ernte selbst zu beschenken.

Ruth Wetzel, Ulm, Autorin des Buches „Was mit Demenz noch alles geht“ berichtet sehr berührend von ihrer Arbeit mit Demenzkranken. Im Mittelpunkt steht bei ihr das „kleine Stückchen Lebensqualität“ das sie mit ihrer Arbeit ermöglichen kann. Mit einem Kartoffelprojekt am Hochbeet gelang es ihr, über verschiedene Kulturkreise hinweg, Menschen in Aktion und Interaktion zu bringen. Ohne solche Aktivierungen versinken sie in Isolation und Agonie. „Vom Setzen bis zum Genießen der Ernte - “ sagt Ruth, „mit der Erinnerung kommt die Aktion, angestoßen durch die sinnlichen Wahrnehmungen.“

Sich neu einwurzeln

Maria Cerea, Leiterin der Sektion Internationales in der IGGT (Internationale Gesellschaft GartenTherapie e.V.). kam aus dem hessischen Friedberg. Sie arbeitet mit Kindern und Jugendlichen mit Flucht und Migrationserfahrung. „Die Kinder sind aus ihrer Affiliation herausgerissen. Mit dem Topfgartenprojet in der Schule geben wir ihnen Hilfe im Prozess, sich wieder neu einzuwurzeln. „Ein Prozess,“ so Maria „der vom Prinzip vergleichbar ist mit dem Wechsel alter Menschen von der eigenen Wohnung in ein Seniorenheim.“

 

Keine schwarzen Löcher

Aus Ihrer Erfahrung mit der Planung von Therapiegärten berichtet Gartenarchitektin und Gartentherapeutin Stefanie Hermann. „Gärten für alle“ ist ihr Credo und der Name ihres Planungsbüros in Aßling und steht für grundsätzliche Barrierefreiheit: „Eine schwarze Sauberlaufmatte am Übergang von drinnen nach draußen, kann für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit wie ein schwarzes Loch wirken und abschrecken, den Schritt nach draußen zu tun.“ Es gibt keinen Baukasten aus dem man einen Therapiegarten zusammensetzt. „Es braucht immer eine Bestands- und Bedürfnisanalyse. „Ein Hochbeet ist Senioren eigentlich fremd, denn früher hat es diese im Garten nicht gegeben. Als unterfahrbares Tischbeet ist es für den Zugang mit dem Rollstuhl optimal. „Wenn es eben geht, gibt es in meinen Therapiegärten auch Wasser, denn es ist Quell des Lebens. Dieses Wasser kann noch so klein sein, ein Quellstein, oder ein Becken in Sitzhöhe, aber es muss zugänglich sein. Jeder darf das Wasser fühlen.“

Prävention in der Geriatrie

Angelika Ulrich, Pflegeberaterin und zertifizierte Gartentherapeutin aus Fuchstal bringt die Dinge auf den Punkt, die jedem auffallen, der sich selbst im Alterungsprozess befindet oder sich um ältere Menschen kümmert. Beweglichkeit, Erinnerung, Selbstwahrnehmung, Geselligkeit, Sinnlichkeit, Neugierde – alle diese Faktoren können vom Alterungsprozess beeinträchtigt werden und zur Vereinsamung führen. Gartenarbeit, insbesondere in Gemeinschaft wirkt dem entgegen. Der Tag und der Jahreslauf behalten dadurch einen Rhythmus. Wer in den Garten will, wird nicht den ganzen Tag vor dem TV dösen.

„Wenn ich mal in ein Heim muss, dann nur mit Garten,“ sagt eine betagte Besucherin zu ihrer ebenfalls ergrauten Tochter, während sie sich zwischen den Angeboten der Therapeutinnen umsehen.

Musik und Garten

Einen inspirierenden Impuls gibt Bettina Preissler aus Gunzenhausen in ihrem Referat zu „Neuro Technik Tools“. Alte Sprichwörter sagen es: „Auf den Zahn fühlen“, „Auf den Magen schlagen“, „Das Herz geht auf“, „Stein, der vom Herzen fällt“, „Die Nase voll oder viel um die Ohren haben“. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig.

Heute beschreibt Embodiment das Phänomen des Zusammenwirkens vom Körperbewusstsein und -wahrnehmung auf die die Psyche. Die sogenannten Neuro-Technik-Tools sind Hilfsmittel zur Neuroathletik. Dieses motorische Training fürs Hirn kann genauso gut im Garten stattfinden. Als Verstärker wird gerne Tango Argentino Musik eingesetzt. Der Rhythmus im 4/8-Takt entspricht dem des menschlichen Herzschlags. Dies entspannt die Nerven und verbessert Koordination, Stabilität und Beweglichkeit.

Rosemarie Baumann, die als Gartentherapeutin mit Pilzen arbeitet, war leider verhindert. Sie wurde am Weltgartentherapie Tag Oma. Herzlichen Glückwunsch.

Zitat: Stefanie Hermann zitiert im Zusammenhang mit der Gestaltung des Therapiegartens Philosoph, Künstler und Pädagoge Hugo Kückelhaus:

„Der Mensch ist eine Natur in der Natur.“

 

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